BPS – Zusammenfassung

Unten stehende Texte hatte vor einigen Jahren eine Schülerin im Rahmen ihres Vortrages über Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt. Ich habe sie nur leicht „verhübscht“. Den Lückentext kann man gut als Themenabschluss mit einer Klasse durchgehen. Das dient der Wiederholung, und dann haben auch die Schüler etwas, die geschlafen haben  🙂 oder nicht da waren.

Meine Schülerin hatte sich während ihres Vortrages als BPS-Betroffene und als Therapieerfahrene mit der DBT geoutet. Sie war immer ein Sorgenkind in meiner Klasse gewesen. Jetzt konnten ich und auch viele ihrer Mitschüler ihre Verhaltensweisen total nachvollziehen und auch ganz anders  darauf reagieren. Danke für Ihren Mut! Ich habe viel von Ihnen gelernt!

Ich hoffe, Sie als Leser können hier die odt-Dateien öffnen. Wenn es nicht klappt, melden Sie sich bitte. Ich bastele dann gerne herum, bis es in Ordnung geht.

Lückentext Borderline Zusammenfassung

Lückentext Lösung Borderline-Persönlichkeitsstörung Zusammenfassung

 

 

7. BPS – Prognose

Klinisch-psychiatrisch  auffällig werden Borderline-Menschen im frühen Erwachsenenalter durch bestimmte Auslösesituationen (siehe da) mit der als Folge typischen „stabilen Instabilität“ mit Dekompensation. Diese Instabilität zieht sich dann wie ein roter Faden durch ihr Leben. Sie leben ständig auf Zeitbomben, die hin- und wieder in die Luft gehen…

Im Alter werden sie häufig ausgeglichener und unauffälliger. Und Menschen, die eine intensive Psychotherapie gemacht haben (DBT), können oft sehr gut ihr „Borderlinepäcklein“ tragen, auch wenn es immer wieder mal schlechtere Zeiten gibt.

Wichtig ist, dass Borderliner selber aktiv etwas tuen, damit es ihnen besser geht. Auch wenn es natürlich sehr ungerecht ist: Meistens sind sie durch äußere ungünstige Umstände (z.B. Vernachlässigung oder sexueller Missbrauch) so geworden. Haben also nie daran „Schuld“.  Aber es geht nicht anders: Nur wenn sie aktiv Hilfe suchen und diese ganz bewusst in Anspruch nehmen, kann ihnen auch geholfen werden.

So wie ein ins tiefe Wasser böswillig hineingeworfener Mensch aktiv schwimmen muss, um ans Ufer zu kommen. Ansonsten ertrinkt er, wenn nicht unmittelbar in seiner Nähe ein Rettungsanker ist.

 

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6. BPS – Therapie

Die Therapie ist oft sehr langwierig und schwierig. Es werden verschiedene Psychotherapien angewendet: stützende Psychotherapie, psychodynamische Therapien, verhaltentherapeutische Ansätze – alles möglich in Einzel-, Gruppen- oder stationären Therapien. Auch Psychopharmaka haben sich in bestimmten Situationen (bei Depressionen oder aggressiven Ausbrüchen) bewährt.

Als eine bestimmte Kombination aus all den oben erwähnten Möglichkeiten hat sich die DBT = Dialektisch-Behaviorale Therapie etabliert, mit gutem Erfolg:

Dialektische Arbeitsweise bedeutet, dass aus zwei gegensätzlichen Extremen, die sich eigentlich widersprechen und nicht zusammen passen, eine Balance zwischen den Extremen gefunden wird. Sozusagen ein Mittelweg. Für Borderline bedeutet dies, dass aus ihrem typischen Schwarz-Weiß-Denken oder Gut-Böse-Denken durch die Therapie ein Denken auch in verschiedenen Graustufen entstehen kann. Beispiel: Mein Partner ist nicht super-gut (Idealisierung) oder ganz-doll-böse (Entwertung des Partners), sondern er hat gute und schlechte Seiten, wie alle Menschen auch. Und ich als Borderliner kann mich drauf einstellen und angemessen reagieren. Und muss mich nicht gleich suizidieren, wenn er mal schlecht drauf ist.

Behaviorale Therapie bedeutet, dass diese spezielle Therapie v.a. auf Verhaltenstherapie (behavioral = das Verhalten betreffend) basiert.

Einige Gedanken zur DBT:

– Intensive Psychotherapie mit Psychotherapeuten und einem Behandlungsteam aus Betreuern und Trainern.
– Die Therapie erfolgt als Einzel- und Gruppentherapie und als telefonische Beratung.
– In der Therapie werden das Selbstwertgefühl des Klienten und soziale und andere Fertigkeiten gestärkt
– In der Therapie spielt vor allem das Skills -Training und ein „Notfallkoffer“ eine große Rolle.
– In Krisensituationen werden auch kurzfristig Medikamente eingesetzt.
– Das Therapieziel ist, dass der Klient mit Borderline sein Alltagsleben gut hinbekommt und nicht seinem impulsiven Handeln ausgeliefert ist. Der Klient soll nicht im Schwarz-Weiß-Denken und – Handeln stecken bleiben, sondern einen eigenen Mittelweg für seine Einschätzung von Situationen und seine Problembewältigung finden (siehe oben dialektische Arbeitsweise).

– Die DBT besteht aus vier Bausteinen:
1. der Einzeltherapie
2. Fertigkeitentraining (Skillstraining) in der Gruppe
3. für Notfälle telefonischer Kontakt mit dem Therapeuten und dazu regelmäßige
4. intensive kollegiale Beratung

 

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5. BPS – Merkmale

 

SymptomeBorderlineLösungFolieGes

Einige Erläuterungen dazu.

  • Paranoide Zustände: Aus überstarken Gefühlen, z.B. Hass oder Angst, kann sich ein Wahnerleben entwickeln, es könnte ein Verfolgungswahn entstehen. Wahn ist eine inhaltliche Denkstörung, die Realität wird falsch interpretiert. Der Betroffene ist davon felsenfest überzeugt, er kann sich nicht korrigieren. Es ist ein psychotischer Zustand.
  • Dissoziativer Zustand: Übersetzt „Abtrennung“. Durch überstarke Empfindungen, die vom Betroffenen als Trauma empfunden werden und nicht ausgehalten werden können, kann sich die Erinnerung abspalten mit Erinnerungsverlust. Oder die erlebten Gefühle spalten sich ab, sodass der Betroffene völlig ohne Gefühlsregung schlimme Situationen, die er erlebt hat,  schildern kann. Oder die Kontrolle von Körperbewegungen und Körperfunktionen „trennen sich ab“ vom Betroffenen, sodass er vielleicht Lähmungen oder Krämpfe bekommt, die keine körperlichen Ursachen haben.
  • Hohes Einfühlungsvermögen: Eine hohe Empathie anderen gegenüber ist eigentlich etwas sehr Schönes. Es kann eine tiefe Verbundenheit zu anderen Menschen entstehen, man kennt den anderen Menschen in- und auswendig, kann Leid und Freude beim Anderen verspüren und nachempfinden, kennt seine Stärken und Schwächen. Wenn sich aber Borderliner im Stich gelassen oder enttäuscht vom anderen fühlen, verwenden sie dieses Wissen – sozusagen als Notfallhandlung – gegen diese Menschen, spielen verschiedene Menschen gegeneinander aus oder entwickeln Intrigen. Einfach, um sich besser zu fühlen und um etwas in ihrem Sinne zu erreichen. Das ist wichtig zu wissen, falls Sie in einem Team mit Borderline-Menschen arbeiten. Hier ist absolute Teamarbeit gefragt, alle müssen an einem Strang ziehen, Unstimmigkeiten müssen in Teambesprechungen offen gelegt werden…
  • Unsicherheiten in der Identität: Oft haben Borderliner sehr große Unsicherheiten in bezug auf ihre sexuelle Ausrichtung, auf ihre Berufswahl, ihren Freundeskreis,  ihre Interessen.
  • SVV= Selbstverletzendes Verhalten
  • SV= Suizidversuch
  • S= Suizid

 

Für den Unterricht als Arbeitsgrundlage habe ich oft mit unten abgebildeten Lückenbild gearbeitet.

SymptomeBorderlineLückenbildGes

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Hier der Text von meiner alten Homepage http://www.elke-zagadzki.de:

Nach dem DSM IV „müssen“ die Betroffenen mindestens fünf der folgenden Kriterien „erfüllen“, damit bei ihnen die Diagnose „Borderline-Persönlichkeitsstörung“ gestellt werden kann. Das klingt natürlich alles sehr formal und auch „herzlos“. Aber vielleicht können Sie es als Hilfe ansehen, zu diesem sehr komplizierten und dramatischen Thema wenigsten etwas den „roten Faden“ zu behalten. Ich werde die Kriterien also einfach relativ knapp aufzählen:

  1. Ein Muster von instabilen, aber intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen

Zeichnet sich aus durch einen Wechsel zwischen den beiden Extremen der Überidealisierung („Du bist mein Vorbild, Du kannst alles, Du bist der beste und einzigste…“) und Abwertung („Du bist schlecht, Du bist wie die anderen, ich hasse Dich…).
Die Überidealisierung brauchen Boderline-Menschen als Stütze ihres Selbst.
Die Entwertung zeigt sich darin, daß die Betroffenen schnell erbost und enttäuscht sind, wenn andere ihre Erwartungen nicht erfüllen. Sie bleiben aber trotzdem intensiv an sie gebunden wegen der Angst vor Alleingelassenwerden. Häufig werden Suizidversuche als Mittel angewendet, damit der Partner da bleibt (siehe Punkt 5).

2. Impulsivität und Unberechenbarkeit im Triebleben

Bei mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten:

– Geldausgeben
– Sexualität
– Substanzmißbrauch
– Ladendiebstahl
– rücksichtsloses Fahren
– Freßanfälle, Bulimia, Anorexia nervosa

3. Instabilität im affektiven Bereich

Ausgeprägte Stimmungsänderungen von der Grundstimmung zu Depression, Reizbarkeit oder Angst.
Diese Zustände dauern gewöhnlich einige Stunden oder – in seltenen Fällen – länger als einige Tage an.

4. Übermäßige, starke Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren

– häufige Wutausbrüche
– andauernde Wut
– Prügeleien.

5. Wiederholte Suiziddrohungen, -andeutungen oder -versuche und selbstverletzendes Verhalten (SVV)

–  Suizidversuche dienen u.a. als Mittel, den Partner zu binden, aber auch als ernstgemeinter Hilfeschrei.
– Selbstverstümmelungen wie Schneiden, mit Zigarette sich verbrennen, Kratzen
==> der Schmerz hilft den Betroffenen, sich ihrer selbst zu vergewissern
==> vermitteln sich auf diese Weise die Gewißheit, noch am Leben zu sein

6. Ausgeprägte und andauernde Identitätsstörung

(„Ich habe eine Identität“ heißt, ich bin mir sicher, eine ganz spezielle Person zu sein, mit ganz bestimmten Eigenschaften. Und ich weiß: „Ich bleibe, wer ich bin und war.“)
Borderline-Menschen haben Identitätsunsicherheiten in mindestens zwei der folgenden Lebensbereiche:
– dem Selbstbild (deshalb brauchen sie die Idealisierung des Partners als Stütze oder die Bestätigung ihrer Selbst durch Schmerzen)
– der sexuellen Orientierung
– den langfristigen Zielen oder Berufswünschen
– in der Art der Freunde oder Partner
– in den persönlichen Wertvorstellungen.

7. Chronisches Gefühl der Leere oder Langeweile

8. Verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern

(hier sind nicht Suizid oder selbstverletzendes Verhalten gemeint, das steht extra unter Punkt 5.).
Psychogramm

Ein Psychogramm ist die Bezeichnung für eine übersichtliche Darstellung von auffälligen Persönlichkeitszügen eines Menschen. Diese Persönlichkeitszüge werden durch bestimmte psychologische Testuntersuchungen (Psychographie) sichtbar. So ein Psychogramm kann den Menschen natürlich auch nicht vollständig erfassen, es zeigt nur ein Teilbereich von ihm. Es fallen aber bei Borderline-Menschen bei diesen Untersuchungen besonders folgende Persönlichkeitszüge auf:

– Sie sind sehr empfindsam.
– Sie können ihr Gegenüber sehr gut einschätzen.
– Sie nutzen ihr Einfühlungsvermögen besonders dann, wenn sie sich abgrenzen wollen und sich in die Enge getrieben fühlen. Dann können sie den Anderen mit Worten oder Taten an seinen sensibelsten Punkten treffen und kränken ihn damit.
– Sie sind leicht verletzbar.
– Sie haben große Minderwertigkeitsgefühle.
– Sie wirken selbstbezogen.
– Sie sind wenig belastbar.
– Sie empfinden ihre Gefühle überstark.
Dadurch entwickeln sie manchmal wahnartige Vorstellungen von dem, was andere ihnen antun.
– Sie reagieren oft mißtrauisch, da sie die Umwelt als wenig verläßlich erleben.
– Sie sind leicht reizbar.
– Aus innerer Bedrängnis entwickelt sich daraus schnell Aggressivität.
– Sie leiden unter Wiederholungszwang.
Sie bringen sich immer wieder in Situationen, in denen sie sich schädigen oder andere ihnen neues Leid antun. Wer im Leben nicht erfahren konnte, daß er eigene Werte und Stärken hat, kann dazu neigen, sich unbewußt nur dann wirklich lebendig zu fühlen, wenn er gedemütigt, beschädigt und unterworfen wird.

 

Weiter mit 6. BPS – Therapie

 

 

 

 

3. BPS – Ursachenhypothese

Es wird ein Zusammenspiel von vielen Faktoren diskutiert. Vor allem der Faktor Veranlagung – also ein genetischer Faktor – und dazu kommende sehr belastende Einflüsse durch das soziale Umfeld schon ab früher Kindheit .

  • Genetischer Faktor:
    • Veranlagung  zu großer Empfindlichkeit im Gefühlsbereich.
    • Dadurch überempfindliche heftige Reaktionen auf bestimmte Reize.
    • Langsame Rückkehr zum emotionalen Ausgangsniveau.
  • Sozialer Faktor:
    • Eine krankmachende Umgebung mit Gewalt, sexuellem Missbrauch oder anderen traumatisierenden Ereignissen.

Die Borderliner stehen so ständig unter Hochspannung. Selbstverletzendes Verhalten vielfältiger Art und anderes soziales Fehlverhalten (=dysfunktionales Verhalten, z.B. sehr starke Wutanfälle)  kann vorübergehend etwas Entspannung bringen. Aber nur kurzzeitig. Oft bekommen sie deswegen wieder Stress mit der Umgebung. Und ihre überheftigen Reaktionen kommen wieder. Ein regelrechter Teufelskreislauf…. immer wieder …. immer wieder…. ohne Ende…

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Häufigkeit

Es sollen ungefähr 2% der Bevölkerung von dieser Persönlichkeitsstörung betroffen sein. Die Mehrzahl davon sind Frauen (in der Literatur mit ca. 75% aller Borderliner angegeben)

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Weiter mit 4. BPS – Auslösesituationen

2. BPS – Beschreibung der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind Menschen, die – nach den internationalen und amerikanischen Diagnoserichtlinien ICD 10 und DSM IV – an einer Persönlichkeitsstörung leiden. D.h. bestimmte Wesenszüge sind extrem ausgebildet.

Sie zeigen eine sogenannte stabile Instabilität:

Ein durchgängiges Muster von Instabilität im Bereich

  • der Stimmung,
  • der zwischenmenschlichen Beziehungen und des
  • Selbstbildes.

Vor allem ist die Emotionsregulation gestört. Die Menschen werden häufig von schmerzhaften Gefühlen und starker innerer Anspannung überflutet. Sie stehen dann unter extremer Hochspannung, die lange anhält. Sie versuchen, diese mit impulsiven und selbstschädigenden Verhaltensweisen abzubauen.

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Hier der Text, der auf meiner alten Homepagehttp://www.elke-zagadzki.de –  stand:

Der Begriff „Borderline“

Borderline ist ein englisches Wort und bedeutet Grenzlinie oder Grenzgebiet. Man bezeichnet die Persönlichkeitsstörung deshalb als Borderline-Störung, weil die Betroffenen an Auffälligkeiten leiden, die oft diagnostisch unklare Grenzzustände zwischen Neurosen und Psychosen sind. Diese Beschreibung ist aber nicht korrekt, da Neurosen und Psychosen psychische Erkrankungen sind, die irgenwann im Leben eines Menschen ausbrechen und auch relativ gut zu behandeln sind. Und unter Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung versteht man – zumindest in der gängigen Schulpsychiatrie – Menschen mit extrem ausgebildete Wesenszügen. Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben eines Betroffenen. Sie haben also eigentlich keine Krankheit, die irgendwann ausbricht, sondern sie sind schon immer auffällig im Verhalten oder in ihrem Erleben gewesen. Sozusagen als ein Charakter- oder Persönlichkeitszug.

Diese Eigenschaft „gehört“ also zu ihnen, zu ihrer Person. Und wie Sie selbst nicht einfach so eine Persönlichkeitseigenschaft von Ihnen „wegtherapieren“ können – stellen Sie sich das mal praktisch vor: eine Eigenschaft von Ihnen, vielleicht Ihr lebhaftes Temperament, könnten andere einfach so „wegmachen“ – so lassen sich auch Borderline-Menschen schwer in ihren Extremwesenszügen beeinflussen. Das ist aber schlimm für die Betroffenen, da sie ziemlich unter sich leiden, aber auch andere leiden machen.
Es ist also schwierig zu beschreiben, was eigentlich hier „Grenzlinie“ bedeutet. In der Fachliteratur ist dies Gegenstand andauernder Diskussion, ebenso wie die Klärung der Entstehung und der Therapie.

Zur Geschichte

Der Begriff wurde in den 30er und 40er Jahren geprägt. Mit ihm wurde versucht zu beschreiben, dass man annahm, dass zwischen den leichteren psychischen Störungen – den Neurosen – und den sehr schweren psychischen Störungen (mit Störungen des Realitätsbezugs) – den Psychosen – wie auf einer Art Grenzlinie die Borderline-Zustände auftreten würden. Je mehr darüber geforscht wurde – vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten – wurde deutlich, dass es sich mehr um ein Borderland, ein Grenzland mit klaren Grenzen handelt – also ein eigenständiges Krankheitsbild und nicht ein Hin- und Herschwanken zwischen den zwei Bereichen der Neurosen und Psychosen.

In welchem Sinne wird der Begriff gebraucht?

Der Begriff Borderline ist verwirrend. Die Diagnose wird auch dadurch erschwert, daß er in drei Weisen in der Literatur gebraucht wird.

  • Als Verlegenheitsdiagnose

Er war lange Zeit eine Verlegenheitsdiagnose, eine Art Abfalleimer für Patienten, die sich weder in eine neurotische, noch eine andere psychiatrische Kategorie einordnen ließen. Und er wurde benutzt für besonders schwierige Patienten, bei denen man zunächst von einer neurotischen Störung ausging, bei denen sich im Laufe der Behandlung aber herausstellte, dass sie viel schwerer krank sind. In diesem Sinne wird der Begriff heute nicht mehr verwendet.

  • In rein beschreibendem Sinne (bei der psychiatrischen Diagnostik)

Der Begriff wird in rein beschreibendem Sinne in der amerikanischen Klassifikation DSM 4 und in der internationalen Klassifikation ICD 10 benutzt. Es ist in beiden Fällen eine Checkliste von Symptomen.

Wenn die Patienten 5 von 8 Symptomen erfüllen, können Sie die Diagnose Borderline stellen. Das ist klinisch gesehen sehr praktisch, geht aber nicht in die Tiefe für das Verständnis der Persönlichkeitsorganisation. Die Begriffsbenutzung in diesem Sinne ist aber sehr üblich in der Psychiatrie.

  • Als Konzept der Borderline-Persönlichkeitsorganisation (bei der tiefenpsychologischen Diagnostik)

Ein drittes Konzept wurde von Otto Kernberg und Michael Stone entwickelt. Es ist kein beschreibendes Konzept, sondern eines, was die psychische Struktur der Menschen beleuchtet. Es eröffnet im analytischen Sinn ein Verständnis für die Persönlichkeitsorganisation.

Dieses Konzept ist von Vorteil, weil es hilft, leichtere von schwereren Persönlichkeitsstörungen zu unterscheiden. Und man kommt durch die Diagnose sofort auf wichtige Aspekte der Behandlung.

 

Da ich mich hier als Vertreter der „normalen“ Schulpsychiatrie fühle und auch in diesem Sinne unterrichtet habe, verwende ich den Borderline-Begriff vor allem im psychiatrischen Diagnostiksinne. Leser, die mehr psychodynamisch orientiert sind, werden also nicht so sehr „auf ihre Kosten kommen“.

 

Weiter mit 3. BPS – Ursachenhypothese

 

 

1. BPS – Was ist eine Persönlichkeitsstörung

PersönlichkeitSternElkeInfo „Was ist eine Persönlichkeitsstörung?“

Wir alle haben jeder für sich eine bestimmte Persönlichkeit mit

• speziellen Eigenschaften,
• bestimmten Charakter- bzw. Wesenszügen,
• Interessen,
• einem bestimmten Temperament,
• Einstellungen,
• politischen und religiösen bzw.
nichtreligiösen Überzeugungen,
• einer bestimmten Intelligenz,
• einem bestimmten Kommunikationsstil,
• spezieller Kreativität
• und, und, und…..

 

Ich habe dies als die Zacken eines Sternes dargestellt. Das Ausmaß dieser Eigenschaften etc. ist in einer Bandbreite einer bestimmten sozialen Norm vorhanden.

Der lange große rote Zacken bedeutet:
Manche Menschen haben bestimmte Wesenszüge, die extremer ausgeprägt sind als bei einer sogenannten Norm. Sind diese Wesenszüge so extrem und ziehen sie sich wie ein roter Faden durch das Leben der Betroffenen – von der Kindheit bis ins Alter – und machen diese Wesenszüge den Betroffenen und/oder seine Umgebung leiden, dann spricht man in der Schulpsychiatrie davon, dass dieser Mensch eine Persönlichkeitsstörung hat.
Eine alte Bezeichnung ist „Psychopathie“. Karl Leonhard – ein deutscher Psychiater, der 1988 in der DDR starb – erfand den Begriff „Akzentuierte Persönlichkeit“. Diese – für mich sehr wertfreie – Bezeichnung favorisiere ich persönlich, sie ist aber heute obsolet.

Es gibt viele Definitionen von „Persönlichkeitsstörung“, eine komplizierter als die andere. Sie ist eben schwierig zu beschreiben. Vor allem, da immer von einer sogenannten Norm ausgegangen wird. Diese ist aber auch sehr, sehr schwierig in Worte zu fassen und ist immer relativ (bezogen auf eine Mehrheit). Da haben sich schon unendlich viele Philosophen und Psychologen den Kopf zerbrochen…

Aber vielleicht können Sie mit obiger Beschreibung – mit Hilfe eines Sternes mit riesigem Zacken – leben. Unperfekt, aber vielleicht verständlich. Ich fand dieses Bild jedenfalls für mich sehr einleuchtend :).

Wie eine Persönlichkeitsstörung entsteht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Es wird ein Zusammenspiel von vielen Faktoren diskutiert. Vor allem der Faktor Veranlagung – also ein genetischer Faktor –  und dazu kommende sehr belastende Einflüsse durch das soziale Umfeld.

 

Weiter mit 2. BPS – Beschreibung der Borderline-Persönlichkeitsstörung

BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG (BPS)

Ich trage hier alles Wesentliche zum Thema zusammen, was ich in den Unterrichtsstunden bei meinen Schülern verwendet habe. Viele Jahre lang, immer wieder überarbeitet und verändert. Ich habe mittlerweile einen sehr großen Unterrichtsvorlagenfundus. Ich weiß leider nicht immer die Quellen. Manches habe ich einfach gelernt und mit meinen Worten wieder gegeben. Vereinfacht und – so hoffe ich – auch für Laien – verständlich.

Es ist hier also KEINE wissenschaftliche Arbeit zu erwarten. Wo ich Quellen weiß, habe ich sie notiert. Ich habe sie aber meist nur sinngemäß verwendet. Es ist Unterrichtsmaterial auf Fachschulniveau, manchmal auch spielerisch zu verwenden. Es ist aber immer aktuell und im Sinne der Schulpsychiatrie und Schulmedizin. Sollten Sie Fehler oder Unstimmigkeiten hier finden: Bitte informieren Sie mich, damit ich sie verbessern kann. Sie wissen ja: Nobody is perfect!

Wer die Themen wissenschaftlicher und ausführlicher braucht ….. das Internet ist voll davon. Und es gibt soviel medizinische Bücher wie Sterne am Himmel….

Hier noch ein Literaturtipp für Lehrerkollegen, da viele Arbeitsblätter dort vorhanden sind. Die sind ursprünglich für Betroffene gedacht. Sie lassen sich aber auch wunderbar für Schüler verwenden. Und es ist alles sehr verständlich und anschaulich.

Bohus, Wolf (2018): Interaktives SkillsTraining für Borderline-Patienten. Schattauer Verlag

Und eine tolle, informative, solide Webseite:

http://www.borderline-borderliner.de, Stand 13.11.2019, 15.00

 

Dr. Elke Zagadzki, 2019

 

Weiter mit 1. BPS – Was ist eine Persönlichkeitsstörung

B

B2

  • Babinski-Reflex
    Der Babinski-Reflex ist ein pathologischer Fremdreflex, der auf eine Schädigung der Pyramidenbahn hinweist. Beim Bestreichen des äußeren Fußsohlenrandes biegt sich die Großzehe beim gesunden Menschen leicht nach unten. Beim Vorliegen einer Pyramidenbahnverletzung biegt sich die große Zehe nach oben. Die Pyramidenbahn (= 1. motorisches Neuron oder 1. Motoneuron) ist eine wichtige Leitungsbahn des menschlichen Zentralnervensystems. Sie führt von der Großhirnrinde zu den Vorderhornzellen des Rückenmarks. Ermöglicht die Bewegung durch die Muskeln (vor allem die willentliche Bewegung). Benannt ist der Babinski-Reflex nach dem Entdecker, dem französischen Neurologen Joseph François Félix Francois Babinski (1857-1932). Andere Bezeichnungen sind Großzehenreflex oder Zehenreflex.

 

  • Basale Stimulation
    Der Sonderpädagoge Andreas Fröhlich entwickelte seit den Siebzigerjahren das Konzept der Basalen Stimulation zur Förderung schwerst behinderter Kinder. Die Diplompädagogin und Krankenschwester Christel Bienstein übertrug dieses Konzept auf die Pflege stark wahrnehmungsgestörter Menschen. Alltägliche pflegerische Handlungen wie Körperpflege, Ernährung und Mobilisation werden zu therapeutischen Möglichkeiten für den pflegebedürftigen Menschen, sich in seiner Umwelt zu orientieren, Kontakt aufzunehmen, selbst mitzubestimmen und aktiv zu werden. Wir begeben uns auf die Wahrnehmungs- und Erlebensebene dieser Menschen und orientieren uns an deren Ressourcen. Untersuchungen zeigen, dass diese Pflegemethode eine Stabilisierung der emotionalen Befindlichkeit und eine verbesserte Koordination und Wachheit bewirkt…. (Altenpflege 4/2001)

 

  • Begriffszerfall
    Gehört zu den formalen Denkstörungen.
    Die Bedeutung der verschiedenen Wörter werden nicht mehr scharf gegeneinander abgegrenzt. Begriffe der allgemeinen Sprache haben nicht mehr ihre ursprüngliche – für alle verständliche – Bedeutung. Kann einen einzelnen Begriff betreffen oder auch so viele, daß eine Verständigung selbst über Alltagsdinge nicht mehr möglich ist.

 

  • Bewusstsein
    In der traditionellen Psychiatrie bedeutet es einen eigentümlichen Grad von Helligkeit, Klarheit, Fülle, Beweglichkeit, Ablauftempo und Rangordnung des inneren Erlebens und der psychischen Funktionen.
    Eine kurze und knappe Beschreibung ist folgende (aus Vieten et al.):
    Bewusstsein ist die Gesamtheit aller psychischen Vorgänge (Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen), verbunden mit dem Wissen um das eigene „Ich“ und die Subjektivität dieser Vorgänge.
    Praktisch psychiatrisch sind vor allem die pathologischen Veränderungen des Bewusstseins wichtig. Unterschieden werden vor allem Veränderungen der Bewusstseinshelligkeit – quantitative Bewusstseinsstörungen, wobei verschiedene Bewusstseinsgrade angenommen werden – und Veränderung der Bewusstseinsinhalte (qualitative Bewusstseinsstörungen). Diese Einzschätzung erfolgt auf Grund der Beobachtung des gesamten Verhaltens des Patienten.

 

  • Bewusstseinseinengung
    • ist eine qualitative Bewusstseinsstörung. Sie ist, abgesehen von der bei starker Konzentration auftretenden normalen Einengung der Aufmerksamkeit, in krankhaften Fällen durch ein meist psychotisches Verhaftetsein in bestimmten Gedankengängen bzw. krankhaften Denkschablonen charakterisiert, durch eine Einengung des Bewusstseinsfeldes. Die Bewusstseinsinhalte sind also reduziert, d.h. es erscheint nur noch ein kleiner Ausschnitt des Gesamterlebens im Bewusstsein.
      Bewusstseinseinengungen starken Ausmaßes werden therapeutisch im hypnotischen Zustand erzeugt.
      Dämmerzustände sind Bewusstseinseinengungen, die oft plötzlich eintreten und ebenso abrupt aufhören. Charakteristisch ist eine starke Einengung auf ein bestimmtes inneres Erlebniselement oder einen entsprechenden Erlebnisbereich und eine nachfolgende Erinnerungslosigkeit (Amnesie). Das Verhalten kann formal geordnet sein (geordneter Dämmerzustand) oder schwerwiegend gestört bis hin zu raptusartigem Verhalten gegenüber der Umwelt und dem eigenen Körper mit Fremd- und Selbstbeschädigungen.

 

  •  Bewusstseinsstörungen, quantitative
    Werden auch als Vigilanzstörungen oder Veränderung der Wachheit bezeichnet.
    – Benommenheit
    Leichte Minderung der Wachheit, die sich oft nur in einer leichten Verlangsamung des Denkablaufes und einer etwas erschwerten Auffassung äußert, die ihrer Art nach auch noch zur individuellen Spielbreite gehören könnte. Die Diagnose wird oft nur durch den Vergleich mit dem Zustand vorher oder nachher ermöglicht. Oft synonym mit Somnolenz, wobei hier korrekterweise eine schwere Benommenheit eigentlich gemeint ist.
    – Somnolenz
    Schwere Benommenheit.
    Symptome:
    – Herabsetzung der Aufmerksamkeit
    – Erschwerung der Auffassung
    – Erschwerung der Orientierung in Raum und Zeit
    – Verlangsamung der Denkvorgänge
    – Schwerbesinnlichkeit.
    Die Somnolenz hinterläßt nach Abklingen eine weitgehende, aber meist nicht vollständige Erinnerungslücke.
    Vorkommen:
    – bei akuten exogenen Psychosen (z.B. Vergiftungen, leichtes Schädel-Hirn-Trauma, vorübergehende cerebrale Durchblutungsstörungen…)
    – Sopor
    Schlafartiger Zustand, aus dem der Patient nur durch stärkere Reize partiell und vorübergehend, jedoch nur bis zum Stadium der Benommenheit „erweckbar“ ist.
    – Koma
    Schwerste Form der quantitativen Bewusstseinsstörung mit tiefer Bewusstlosigkeit. Der Patient kann auch bei Anwendung starker Schmerzreize nicht erweckt werden. Er reagiert allenfalls mit unkoordinierten Abwehrbewegungen.
    Das Koma, gleich welcher Ursache, ist immer ein ernster, oft lebensbedrohlicher Zustand. Entscheidend für den klinischen Verlauf eines mit Koma einhergehenden Krankheitsprozesses ist die Beurteilung der Komatiefe und die Einschätzung der Entwicklungsrichtung des Koma (üblich ist die Einschätzung durch die sog. Glasgow Coma Scale, siehe dort im Lexikon).
    Ursachen:
    – organische Hirnerkrankungen (z.B. Schädel-Hirn-Traumen, Schlaganfälle…)
    – schwere Stoffwechselstörungen (Coma basedowicum, diabeticum, hepaticum, hypoglycaemicum, uraemicum)
    – präfinales Stadium (Stadium vor dem Tod) schwerer Allgemeinerkrankungen.
    – Wachkoma oder – apallisches Syndrom oder – Coma vigile
    Der Patient erscheint, obzwar stumm und reglos, wach: Der Blick starrt geradeaus oder wandert umher, fixiert nicht. Weder verbal noch außersprachlich (Anfassen, Vorhalten von Gegenständen) ist eine Reaktion zu erzielen. Auch die reflektorischen Flucht- und Abwehrbewegungen können fehlen. Verharren in Zufallsstellungen (Fehlen der Korrekturbewegung). Vegetative Elementarfunktionen (Herzrhythmus, Atmung, Schlaf-Wach-Wechsel) erhalten.
    Das Syndrom ist abzugrenzen gegenüber dem Koma und gegenüber dem katatonen Stupor. Dazu ist außer dem psychopathologischen und neurologischen Befund das EEG wichtig.
    Vorkommen:
    – schwerste Schädigung und Funktionsausfall des Großhirnmantels (Pallidum) z.B. durch Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung, Enzephalitis…

 

  • Bewusstseinsstörungen, qualitative
    Gegenüber den quantitativen, aus einer Veränderung der Wachheit leicht verstehbaren Störungen des Bewusstseinszustandes, stellen qualitative Bewusstseinsstörungen schwerer verständliche Phänomene dar. Offentsichtlich ist das dadurch bedingt, daß sie komplexer sind und nur mit beschreibenden Methoden einer Ordnung zugänglich werden. Sie sind stets mit dem Bewusstseinszustand zugehörenden anderen psychologischen Erscheinungen verbunden und verweisen mehr als die quantitativen Bewusstseinsstörungen auf die in der Wirklichkeit existierende Vielseitigkeit des Psychischen.
    Zumeist sind diese qualitativen Bewusstseinsstörungen mit Verhaltensauffälligkeiten verknüpft, die das Psychopathologische des Phänomens augenscheinlich werden lassen.
    Vereinfacht ausgedrückt, bei den qualitativen Bewusstseinsstörungen sind die Bewusstseininhalte verändert – wobei häufig auch quantitative Veränderungen hinzukommen. Zu erkennen sind sie am Verhalten des Patienten und an seinen Äußerungen.
    Mögliche Veränderungen sind Bewusstseinsverschiebung (Bewusstseinssteigerung bzw. -erweiterung), Bewusstseinseinengung (Dämmerzustand), Delirium (als Bewusstseinstrübung in Vieten et al. bezeichnet) und Oneiroides Bewusstsein (wobei hier die Abgrenzung gegenüber dem Dämmerzustand unscharf ist).
    (Die Begriffe sind einzeln im Lexikon aufgeführt, siehe dort!)

 

  • Bewusstseinsverschiebung (Bewusstseinssteigerung bzw -erweiterung)
    Qualitative Bewusstseinsstörungen. Es sind unscharfe Begriffe, welche die Erfahrung der eigenen Ausdehnung, Existenzerweiterung, hellerer, wacherer Aufnahme der Umwelteindrücke, reicherer Auffassung und Kombinationsfähoigkeit und Erinnerungstätigkeit angeben sollen. Die Wahrnehmung erscheint lebhafter, von stärkerem Gefühlswiderhall begleitet. Das Erleben erscheint neu zentriert, auf andere als die gewohnten Dinge des Alltags.
    Der Mensch erscheint ekstatisch („entrückt“), schildert umfassende Erkenntnisse und Einsichten. Vorkommen:
    – unter halluzinogenen Drogen oder Psychostimulantien
    – evt. in einer Manie und zu Beginn einer Schizophrenie

 

  • Borderline-Persönlichkeitsstörung
    (engl. borderline= Grenzlinie, Grenzgebiet)
    Das sind Menschen, die – nach den inernationalen und amerikanischen Diagnoserichtlinien ICD 10 und DSM IV – an einer Persönlichkeitsstörung leiden, d.h. bestimmte Wesenszüge sind extrem ausgebildet. Sie zeigen eine „stabile Instabilität“: Ein durchgängiges Muster von Instabilität im Bereich der Stimmung, der zwischenmenschlichen Beziehungen und des Selbstbildes. Auffällig werden sie im frühen Erwachsenenalter, und die Störung manifestiert sich in den verschiedensetn Lebensbereichen. Nach dem DSM IV müssen mindestens fünf der folgenden Kriterien erfüllt werden:

1. Ein Muster von instabilen, aber intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen. Zeichnet sich aus durch einen Wechsel zwischen den beiden Extremen der Überidealisierung („Du bist mein Vorbild, Du kannst alles, Du bist der beste und einzigste…) und Abwertung („Du bist schlecht, Du bist wie die anderen, ich hasse Dich…).
2. Impulsivität bei mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten. Z.B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmißbrauch, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Fahren und Freßanfälle (außer Suizid oder Selbstverstümmelung, siehe dazu 5.).
3. Instabilität im affektiven Bereich. Z.B. ausgeprägte Stimmungsänderungen von der Grundstimmung zu Depression, Reizbarkeit oder Angst. Diese Zustände dauern gewöhnlich einige Stunden oder – in seltenen Fällen – länger als einige Tage an.
4. Übermäßige, starke Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren. Z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut oder Prügeleien.
5. Wiederholte Suiziddrohungen, -andeutungen oder -versuche oder andere selbstverstümmelnde Verhaltensweisen (siehe Information Psychiatrie ==>Selbstverletzendes Verhalten).
6. Ausgeprägte und andauernde Identitätsstörung, die sich in Form von Unsicherheit in mindestens zwei der folgenden Lebenbereiche manifestiert:
dem Selbstbild, der sexuellen Orientierung, den langfristigen Zielen oder Berufswünschen, in der Art der Freunde oder Partner oder in den persönlichen Wertvorstellungen.
7. Chronisches Gefühl der Leere oder Langeweile.
8. Verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern (außer Suizid oder Selbstverstümmelung, siehe dazu 5.).
Als Ursachen werden die verschiedensten Faktoren diskutiert und vermutet. Eine ganz bestimmte alleinige Ursache gibt es vermutlich nicht.
Die Therapie ist oft sehr langwierig und schwierig. Es werden verschiedene Psychotherapien angewendet: stützende Psychotherapie, psychodynamische Therapien, verhaltentherapeutische Ansätze – alles möglich in Einzel-, Gruppen- oder stationären Therapien. Auch Psychopharmaka haben sich in bestimmten Situationen (bei Depressionen oder aggressiven Ausbrüchen) bewährt.

Sehr erfolgversprechend ist die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT).