EIN BLOG FÜR LANGSAME – DIE ZEIT IST REIF… >*PSYCHIATRISCHES, NEUROLOGISCHES, PSYCHOLOGISCHES …* >SCHIZOPHRENIE >Schizophrenie – Ursachen
Eine alleinige Ursache für die Schizophrenie gibt es nicht. Hier erst einmal der Überblick über die Hypothesen der Entstehung. Sie merken, ich formuliere sehr vorsichtig. Es ist halt Vieles noch nicht so richtig geklärt und bewiesen. Aber in 50 Jahren ist es vielleicht dann so weit… Oder auch nicht…
Nach dem Überblick werde ich dazu etwas erläutern.
Hier einige Erläuterungen zu diesem MindMap.
Multifaktoriellen Entstehung.
Die Schizophrenie – eine sehr häufige psychische Erkrankung – gilt als endogene Psychose. Endogen heißt eigentlich „von innen entstehend“. Das ist etwas irreführend, da ja auch ein Hirntumor z.B. von innen im Gehirn entsteht. Sie können es sich so merken: Die Psychose kommt ohne organische Erkrankung einfach so von innen.
Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Es gibt viele Erklärungsversuche. Vermutlich – so sehen das jedenfalls die Vertreter der gängigen Schulpsychiatrie – spielen viele Faktoren (= multifaktoriell) für die Entstehung der Erkrankung eine Rolle. Und zwar genetische, biochemische und anatomische Faktoren und psychosoziale Faktoren.
Deshalb spricht man auch von einer multifaktoriellen Entstehung.
Genetische Faktoren
Erkrankt ein eineiiger Zwilling an Schizophrenie, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der andere Zwilling auch an dieser endogenen Psychose erkrankt, bei 50%. Das ist eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, aber keine 100%ige. Das zeigt, dass die genetische Grundlage nicht die alleinige Ursache ist. Es müssen also noch andere Faktoren hinzukommen (siehe unten).
Man spricht von einer erhöhten Anfälligkeit (Vulnerabilität, siehe unten) oder Veranlagung für diese Krankheit. Ein anderes Wort in der Medizin ist Disposition.
Diese genetische bzw. familiäre Disposition führt nur zur Erkrankung, wenn andere Faktoren hinzukommen.
Biochemische Faktoren
Es wird ein Ungleichgewicht unter anderem von den Botenstoffen (Neurotransmittern) Dopamin und Acetycholin in bestimmten Hirnregionen (u.a. im limbischen System) vermutet. Das Dopamin überwiegt. Bzw. Dopaminrezeptoren sollen überempfindlich reagieren.
Anatomische Faktoren
Gehirnuntersuchungen haben bei einigen Patienten mit Schizophrenie Gehirnauffälligkeiten ergeben. Z.B. Vergrößerung eines Gehirnhohlraumes, veränderte Hirndurchblutung oder leichte Schäden durch vor-, während- oder nachgeburtlicher Komplikationen.
Diese Befunde als alleinige Ursachenerklärung der Schizophrenie reichen nicht aus. Dazu sind sie oft nicht schwer genug, andere Menschen ohne Schizophrenie haben sie auch bzw. viele Menschen mit Schizophrenie zeigen nicht diese neuroanatomischen Befunde.
Psychosoziale Faktoren
Das sind Störungen im Miteinander in der Familie (auch in der Ursprungsfamilie), in der Partnerschaft, im Beruf.
Oft sind es konkrete negativstressige Belastungen wie Prüfungszeiten, Trennungen, Hektik oder Konflikte. Es können aber auch schöne Situationen sein wie Verliebtheit oder tolle Reisen. Für das Gehirn kommt jedenfalls gefühlsmäßig Einiges „durcheinander“.
Nach der gängigen Schulpsychiatrie geht man davon aus, dass diese Faktoren als Auslösefaktoren die Psychose „ins Rollen bringen“ können. Und dass psychosoziale Faktoren erheblich auf den Krankheitsverlauf einwirken. Sie sind aber nie die alleinige Ursache einer Schizophrenie.
Therapeutisch finde ich das sehr wichtig: Genetisch und anatomisch lässt sich nichts beeinflussen. Für die Regulation der Biochemie werden Antipsychotika eingesetzt. Und psychosozial können ganz viele Psycho-, Sozio- und andere nichtmedikamentöse Therapien/ Trainingsangebote oder persönliche Umfeldveränderungen positiv auf die Krankheit und den Krankheitsverlauf einwirken.
Vulnerabilitätskonzept
(lat. vulnerare = verwunden, verletzen)
Es gibt Menschen, die eine höhere innere „Verletzbarkeit“ im Sinne von „Anfälligkeit“ besitzen, an einer Schizophrenie zu erkranken. Diese Anfälligkeit ist vermutlich vor allem genetisch bedingt.
Je höher die Vulnerabilität eines Menschen ist, desto eher können relativ kleine Belastungen – die von anderen Menschen gut verkraftet werden – zum Ausbruch der Erkrankung führen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind frisch verliebt. Ein total aufregender Zustand. Die meisten Menschen genießen ihn und überstehen ihn gut. Bei einem Menschen mit einer hohen Vulnerabilität für die Entstehung einer Schizophrenie kann aber durch die Verliebtheit eine Schizophrenie ins Rollen kommen.
Also Belastungen können auch schöne Dinge sein wie Verliebtheit oder tolle Reisen. Oft sind solche Belastungen aber Negativstress wie Prüfungszeiten, Trennungen, Hektik oder Konflikte.
Weiter mit
ARBEITSBLATT: Ronny Paul hat Schizophrenie
ARBEITSBLATT: Fragen zur Schizophrenie
Zurück zu