S

S1

  • Savant-Syndrom
    Das Savant-Syndrom bedeutet, dass Menschen eine Inselbegabung haben. Bei der Inselbegabung haben Menschen mit einer kognitiven Behinderung oder einer anderweitigen (häufig tiefgreifenden) Entwicklungsstörung sehr spezielle außergewöhnliche Fähigkeiten in einem kleinen Teilbereich („Inseln“). 50 Prozent der bekannten Inselbegabten sind Autisten.

 

  • Schizophrenia simplex
    Eine Form der Schizophrenie. Hier sind vor allem Ambivalenz, Antriebs- und Affektstörungen im Vordergrund, weniger Symptome wie Sinnestäuschungen und Wahnerlebnisse.

 

  • Sinnestäuschungen (=Wahrnehmungsstörungen)
    Störung der Wahrnehmung. Vermeintliche Wahrnehmung von etwas nicht oder in der wahrgenommenen Form nicht vorhandenem. Wir können in jeder Sinnesqualität (Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen) Sinnestäuschungen haben – v.a. sind akustische Sinnestäuschungen sehr häufig.

    • einfache Wahrnehmungsveränderungen:
      Gegenstände werden größer, kleiner oder bunter gesehen als sie wirklich sind, oder auch verzerrt oder verschwommen. Geräusche und Stimmen erscheinen lauter oder leiser.
    • Illusionäre Verkennungen:
      Sind dadurch gekennzeichnet, dass etwas real Vorhandenes für etwas anderes gehalten wird. Ein typisches Beispiel sind Bäume im Nebel, die als gefährliche Monster gesehen werden.
    • Halluzinationen:
      Den Sinneseindrücken, die der Mensch wahrnimmt, liegt keinerlei reales Objekt zugrunde. Der Betroffene ist von der Wirklichkeit der Wahrnehmung unkorrigierbar überzeugt.

      • optische Halluzinationen
        Es werden Personen, Gegenstände, Bilder, seltsame Tiere gesehen. Dies können stillstehen. Oder – seltener – die Betroffenen erleben als Zuschauer oder Mitakteure einen filmischen szenenhaften Ablauf. Akustische Halluzinationen können hinzukommen.
        Manche Betroffene haben aber auch Pseudohalluzinationen. Das sind Sinnestäuschungen ohne Wirklichkeitsgewißheit – z.B. Hände, ein Gesicht, ein Totenkopf tauchen auf. Der Patient spricht selbst von „Bildern“, der Trugcharakter wird sogleich erkannt.
      • akustische Halluzinationen
        Diese kommen sehr häufig vor. Es sind meisten Stimmen, die sich dem Menschen aufdrängen und seine Gedankengänge durchbrechen – einfach „dazwischen reden“. Sie können sehr aufdringlich und lästig werden. Aber es können auch Geräusche sein – Knallen, Rauschen, Pferdewiehern…
        Von den Stimmen gibt es solche, die alles, was der Betroffenen macht kommentieren – kommentierende Stimmen.
        Oder es gibt Stimmen, die sich über den Menschen unterhalten – dialogisierende Stimmen.
        Oder es gibt Stimmen, die dem Menschen Befehle erteilen (imperative Stimmen). Es handelt sich oft um gleichgültige Anordnungen (z.B. einen Stuhl ans Fenster rücken), gelegentlich auch um wichtige Forderungen (z.B. einen anderen Menschen oder sich selbst zu töten). Manche Kranke führen ohne Gegenwehr die halluzinierten Befehle aus, andere verhalten sich entgegen den ständig wiederholten imperativen Forderungen besonnen.
        Der Betroffene kann auch Stimmen halluzinieren, die seine Gedanken aussprechen (halluzinatorisches Gedankenlautwerden).
      • Geruchshalluzinationen
        Ist der Geruchssinn in die Halluzinationen mit einbezogen, berichten die Patienten von bitter schmeckendem oder nach Kot riechendem Essen. Oder sie riechen Gas.
      • Geschmackshalluzinationen
        Es handelt sich meist um unangenehme Geschmacksempfindungen (bitteres Essen z.B.), selten um angenehmen Geschmack. Lassen sich oft schwer von Geruchshalluzinationen abgrenzen, da sie häufig zusammen auftreten.
      • Körperhalluzinationen
        Diese können auftreten als abnorme Leibgefühle (Coenästhesien). Das sind eigentümliche im Körper empfundene Gefühle. Z.B. Erlebnisse des Nichtvorhandenseins von Organen oder Extremitäten oder das Gefühl, „elektrisiert“ zu sein oder Hitze-und Kältesensationen. Auch werden Bewegungs-, Zug- und Druckempfindungen im Körperinneren und an der Körperoberfläche oder Brennen, Kribbeln und Schrumpfen der Gliedmaße beschrieben.
        Andere Körperhalluzinationen werden als „von außen gemacht“ empfunden – die Körpersensationen werden also auf Außeneinfluß, auf andere Menschen, fremde Mächte und Kräfte zurückgeführt (leibliche Beeinflussungserlebnisse). Der Mensch ist davon unkorrigierbar überzeugt. Sie erzählen etwa, man würde sie bestrahlen oder mit Nadeln durchbohren. Diese Halluzinationen sind auch oft sexueller Natur. So sind z.B. manche Schizophrene überzeugt, daß eine sexuelle Erregung durch heimliche, nächtliche Vergewaltigungen hervorgerufen werde.

 

  • Somnolenz
    Quantitative Bewusstseinsstörung. Schwere Benommenheit.
    Symptome:
    – Herabsetzung der Aufmerksamkeit
    – Erschwerung der Auffassung
    – Erschwerung der Orientierung in Raum und Zeit
    – Verlangsamung der Denkvorgänge
    – Schwerbesinnlichkeit.
    Die Somnolenz hinterläßt nach Abklingen eine weitgehende, aber meist nicht vollständige Erinnerungslücke.
    Vorkommen:
    – bei akuten exogenen Psychosen (z.B. Vergiftungen, leichtes Schädel-Hirn-Trauma, vorübergehende cerebrale Durchblutungsstörungen…)

 

  • Sopor
    Quantitative Bewusstseinsstörung. Schlafartiger Zustand, aus dem der Patient nur durch stärkere Reize partiell und vorübergehend, jedoch nur bis zum Stadium der Benommenheit „erweckbar“ ist.

 

  • Spinaler Schock nach akuter totaler Querschnittsläsion
    (lat. Laesio „Verletzung“)
    Zu Beginn bestehen eine schlaffe Paraparese mit abgeschwächten oder aufgehobenen Reflexen und ohne Pyramidenzeichen (Stadium des spinalen Schocks, auch als Diaschisis bezeichnet) sowie ein totaler Sensibilitätsausfall und eine Lähmung von Blase und Mastdarm. Man erklärt sich diese Phase durch den Wegfall der tonisierenden Wirkung der kortikospinalen Erregungen auf die Vorderhornganglienzellen. Diese Phase dauert bis zu 3 und manchmal bis zu 6 Wochen. (Mumenthaler)

 

  • Stimmung
    Im Unterschied zum Affekt längerdauernder Gefühlszustand, durch den alle übrigen Erlebnisinhalte eine besondere Färbung erfahren. Hängt mit der Gesamtverfassung von Körper und Psyche zusammen.
    Typische Stimmungen:
    – Traurigkeit
    – Fröhlichkeit
    – Gereiztheit

    • depressive Stimmung
      Gedrückte , pessimistische, hoffnungslose, niedergeschlagene, verzagte Stimmungslage, die die Traurigkeit weit übersteigt. Dazu kommt häufig Antriebsminderung , Angst, Selbsttötungsneigung und vermindertem Selbstwertgefühl. . Die Affekte dazu drücken häufig keine Traurigkeit aus (z.B. mit weinen oder kummervollem Gesichtsausdruck), sonder sie wirken sehr erstarrt, so als ob eine „Gefühlslosigkeit“ in diesem Menschen herrscht.
      Vorkommen:
      – endogene Depressionen
      – reaktive und neurotische Depressionen
      – exogene Depressionen durch Gehirnerkrankungen
    • euphorische Stimmung
      Extrem heitere Stimmung mit Sorglosigkeit, Optimismus, subjektivem Wohlbefinden und gesteigertem Selbstwertgefühl.
      Vorkommen:
      – endogene Manie im Rahmen einer manisch-depressiven Krankheit (affektive Psychose)
      – exogene Manie durch Gehirnerkrankungen oder durch Psychostimulantien u.ä.
    • gereizte Stimmung
      Auf kleine und kleinste Zurücksetzungen oder Fehlschläge wird mit stärkerer Verstimmung, Freudlosigkeit und mühsam beherrschter Wut reagiert.
      Vorkommen:
      – bei Persönlichkeitsstörungen (als extreme Persönlichkeitseigenschaft)
      – besonders aber bei manchen organischen Hirnerkrankungen, z.B. nach Hirnverletzungen und ab und an bei Epilepsie.

 

  • Sucht siehe Abhängigkeit

R

Rbunt

  • Rett-Syndrom
    X-chromosomal-dominant vererbte Erkrankung mit Hirnatrophie. Fast ausschließlich bei Mädchen (Häufigkeit 1 : 15 000). Ursache: In der männlichen Keimzelle (im Spermium) kommt es zu einer Spontanmutation im langen Arm des X-Chromosomens. Die Jungen erkranken nicht, da sie von der Mutter das gesunde X-Chromosom bekommen und das Y-Chromosom vom Vater. Mädchen erkranken, weil sie das eine kranke X-Chromosom vom Vater erhalten. Dies setzt sich dominant durch, auch wenn die Mutter das andere gesunde X-Cromosom weitergibt.
    Klin.: Manifestation zw. 6. Monat u. 4. Lebensjahr. Abnahme des Schädelwachstums, Verhaltensstörungen i. S. einer sozialen u. psychomotor. Regression mit Verlust bereits erworbener Fähigkeiten, Stereotypien (waschende, knetende Handbewegungen), Demenz, Gangstörungen, Apraxie u. Rumpfataxie. Häufig tonisch-klonische Krampfanfälle, evtl. Herzrhythmusstörungen oder progrediente Skoliose.

 

  • Realitätsorientierungstraininge (ROT)
    Eine effiziente und bewährte Methode in der aktivierenden Pflege ist das ROT, das besonders für den Langzeitpflegebereich und die häusliche Pflege geeignet ist, aber auch im Krankenhausbereich angewendet werden kann. Das ROT-Programm ist ein 24-Stunden-Konzept, das desorientierte Patienten helfen soll, sich an Ort, Zeit, Situation und Person zu erinnern. Notwendig ist eine besondere Ausstattung der Räumlichkeiten. Dazu gehören:
    Uhren und Kalender, an denen sich die Patienten zeitlich orientieren können
    Farbliche oder piktographische (Symbole, Bilder) Markierungen, z.B. für den Weg zwischen Zimmer, WC und Speisesaal
    Namensschilder an den Türen
    Namensschilder an der Kleidung aller Mitarbeiter des Teams
    Das ROT umfasst ebenso ergotherapeutische und kommunikative Maßnahmen, deren Ziel es ist, auf der Basis der verbliebenen Ressourcen Selbstständigkeit und gruppenfähigkeit möglichst lange zu erhalten.
    Weitere Bestandteile können Hirnleistungstraining (z.B. Gedächtnis-und Konzentrationsspiele) und soziales Training (z.B. Koch-oder Einkaufstraining, Gruppenspiele) sein. (Vieten M. et al.)
    Literatur für Hirnleistungstraining:
    Tanklage E., Gedächtnistraining für Seniorengruppen, Beltz 2001

Q

Qbunt

  • Querschnittsläsion
    (lat. laesio = Verletzung))
    Komplette (vollständige, totale) oder inkomplette (partielle, unvollständige) Schädigung eines oder mehrerer Rückenmarkssegmente.

 

  • Querschnittslähmung (Querschnittssyndrom)
    Komplexe neurologische Symptomkombination mit komplettem oder inkompletten Ausfall der Rückenmarkfunktion ab der Höhe der Querschnittsläsion.
    • Konussyndrom
      (lat. conus = Pinienzapfen, Kegel)
      Schädigung des Conus medullaris – d.h. des unteren Endes des Rückenmarks in Höhe des 1. oder 2. Lendenwirbels.
    • Kaudasyndrom
      Schädigung der Cauda equina (lat. cauda = Schwanz, equus = Pferd, also Pferdeschwanz) – dem Nervenfaserbündel im untersten Teil des Wirbelkanals.

P

Pbunt

  • Paraparese bzw. Paraplegie
    Unvollständige bzw. vollständige Lähmung zweier symmetrischer Gliedmaßen (beide Arme oder beide Beine).

 

  • Parese
    (gr. paresis = das Vorbeilassen, Erschlaffung)
    Unvollständige Lähmung, Minderung der Funktionsfähigkeit von einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen.

 

  • Polyneuropathien (PNP)
    (gr. polys = viel, gr. neuron = Nerv, gr. pathos = Leiden, Krankheit)
    Sind Erkrankungen mehrerer peripherer Nerven entzündlicher und nichtentzündlicher Ursachen mit Beeinträchtigung sensibler, motorischer und vegetativer Funktionen. Häufigste Ursachen sind Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch.

 

  • pathologisches Lachen
    Auftreten von Ausdrucksbewegungen des Lachens ohne fröhlichen Affekt. Das Lachen wird vom Kranken als fremd und krankhaft empfunden. Teilweise bestehen dabei Spannungszustände oder Schmerzen in der mimischen Muskulatur.
    Es handelt sich um ein rein motorisches Phänomen – getrennt von seinem sonst zugehörigen emotionalen Gehalt.
    Vorkommen:
    als organisches Krankheitssymptom vor allem im Bereich der zentralen Kerne des Mittelhirn-Zwischenhirn-Bereiches, z.B. bei
    – myatrophischer Lateralsklerose
    – Pseudobulbärparalyse
    – multipler Sklerose
    – Schädel-Hirn-Traumen.
    Gewöhnlich besteht gleichzeitig

 

  • pathologisches Weinen – dem pathologischen Lachen analoge und aus den gleichen Bedingungen entstehende Ausdrucksbewegung des Weinens.

 

  • Psychohygiene                                                                                 Maßnahmen zur Erhaltung der seelischen Gesundheit und Zufriedenheit. Hilfen zur Stabilisierung eines gesunden Selbstvertrauens. Vorbeugung und Unterstützung sollten vor allem in folgenden Bereichen erfolgen: individuelle Entfaltungsmöglichkeiten (Erwachsenenbildung, sinnvolle Freizeitgestaltung), soziale Beziehungen (Kontaktaufbau, Integrationsmaßnahmen), Beruf und Arbeitsplatz (berufliche Weiterbildung, Bildungsurlaub, Supervision).

 

  • Psychosen
    (gr. psychagogos = der die Seelen leitet, gr. -osis = krankhafter Zustand, Erkrankung)
    Unterschiedlich benutzter Begriff. Bezeichnet am häufigsten solche psychischen Krankheiten, bei denen der Betroffene in seinem Kontakt zur Realität erheblich gestört ist und in die sich ein Außenstehender nur schwer einfühlen kann. Es kann zu psychischen Auffälligkeiten, Kommunikations- und Verhaltensstörungen kommen, durch die die Alltagsbewältigung oft beeinträchtigt ist. Nach dem in der Psychiatrie oft benutzten triadischen System (nach Huber u.a.) – hier werden die psychischen Störungen eingeteilt und geordnet nach bestimmten Gesichtspunkten – werden unterschieden: endogene Psychosen und exogene Psychosen.

    • exogene Psychose
      (gr. exogen = von Außen entstehend)
      Jede Krankheit, jede Störung, die das Gehirn schädigt oder beeinträchtigt, kann eine exogene Psychose hervorrufen. Beispiele: Hirntumore, hohes Fieber, Hirngefäßveränderungen, Hirnatrophie, Vergiftungen (z.B. Alkohol) oder Stoffwechselstörungen. Entsprechend der Ursache sind bei der körperlichen Untersuchung oder bei technischen Diagnosemaßnahmen pathologische Befunde feststellbar. Beispiele: erhöhter Alkoholspiegel, vermehrte Stoffwechselprodukte im Blut oder Veränderungen im CT (Computertomographiebild). Der Begriff exogene Psychose wird nicht überall verwendet. Es gibt noch viele andere Begriffe dafür: organische Psychosen, symptomatische Psychosen, exogene Reaktionstypen, psychoorganisches Syndrom, organisches Psychosyndrom, körperlich begründbare Psychosen, Funktionspsychosen (speziell für reversible Syndrome), organische Defektpsychosen (speziell für irreversible Syndrome), hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS), Durchganssyndrome (speziell für reversible Syndrome ohne Bewusstseinstrübung), …
    • endogene Psychose
      (gr. endogen = von innen entstehend)
      Bei den endogegen Psychosen ist die Ursache der Psychose bisher unbekannt. Sicher ist jedoch, dass endogene Psychosen erblich mitbedingt sind und dass ihr Verlauf einer gewissen Eigengesetzlichkeit folgt, aber auch von Umweltfaktoren (psychosoziale Faktoren) abhängt. Biochemische Faktoren (Neurotransmitter im Gehirn) spielen auch eine Rolle. Auf jeden Fall liegen keine nachweisbaren körperlichen Erkrankungen vor.
      Zu den endogenen Psychosen werden die Schizophrenien, die schizoaffektiven Psychosen und die affektiven Psychosen (Manisch-depressive Krankheit) gezählt.
      Die Diagnose einer endogenen Psychose stützt sich vor allem auf den psychopathologischen Befund (Beschreibung der psychischen Auffälligkeiten) und auf den Ausschluß von Körperkrankheiten.

 

  • Psychosyndrom, (hirn)organisches
    Exogene Psychosen bei diffusen Hirnschädigungen. Es werden mehrere Bezeichnungen dafür gebraucht:
    – psychoorganisches Syndrom (Bleuler) als Krankheitsbild in der Folge anderer körperlicher Erkrankungen
    – akuter exogener Reaktionstyp
    – mnestisches Psychosyndrom v.a. mit Merkfähigkeitsstörungen
    – Korsakow-Syndrom mit mnestisch-konfabulatorischer Komponente.
    Alle Formen des organischen Psychosyndroms gehen mit einer Hirnleistungsschwäche (v.a. Merkfähigkeitsstörungen und Affektstörungen – Affektlabilität bis hin zur Affektinkontinenz) einher.
    Ursachen:
    – diffuse Hirnschädigungen bei Gefäßprozessen
    – Hirnverletzungen
    – Enzephalitiden
    – Vergiftungen
    – chronischer Alkoholismus
    – chronische Stoffwechselschäden.

O

Obunt

  • Okkasionskrampf
    (lat. occasio = Gelegenheit)
    Ist ein zerebraler Gelegenheitsanfall. Es handelt sich meist um einen generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfall. Symptome und Untersuchungsbefund sind von den tonisch-klonischer Krampfanfälle bei Epilepsie (Grand mal) nicht zu unterscheiden. Es handelt sich hier aber um ein meist einmaliges Ereignis, das während einer Gehirnerkrankung oder einer außergewöhnlichen Belastung des Gehirns auftritt und das nach Heilung oder Wegfall des Auslösers verschwindet.
    Häufigkeit:
    Ca. 5% der Gesamtbevölkerung.
    Diagnose:
    Ergibt sich aus dem klinischen Bild, dem Vorliegen von Auslösefaktoren sowie unauffälliger Zusatzdiagnostik.
    Außergewöhnliche Belastungen und Auslöser:
    schwere Infektionen (z.B. Enzephalitis), Stoffwechselentgleisungen (z.B. Hypoglykämie), Fieber (bei Kindern als sog. Fieberkrampf), Alkoholismus (besonders im Entzug), Drogen oder Medikamente (z.B. Neuroleptika), Schlafentzug, Flackerlicht, laute rhythmische Musik…
    Behandlungsstrategie:
    Ein einzelner Gelegenheitskrampf bedarf meist keiner Behandlung. Nur lang andauernde Anfälle (bei Erwachsenen über 10 – 15 min, bei Kindern über 5 min) müssen medikamentös durchbrochen werden. Ansonsten reicht es aus, den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen. Eine medikamentöse Dauerbehandlung ist nicht angezeigt. Der Betroffene sollte aber die Auslösefaktoren in Zukunft meiden.
    Prognose:
    Die überwiegende Mehrzahl der Menschen mit einem zerebralen Gelegenheitskrampf erleidet keine weiteren Anfälle mehr. Ein geringer Teil der Betroffenen, insbesondere solche mit Risikofaktoren (z.B. Auftreten von Epilepsie oder Fieberkrämpfen bei nahen Verwandten) entwickelt später eine Epilepsie.

 

  • On-Job-Coaching
    Ausbildung am Arbeitsplatz durch Zusehen und Mitmachen unter Anleitung einer Facharbeitskraft.

 

  • Organisches Psychosyndrom
    Siehe Psychosyndrom, (hirn)organisches

N

Nbunt

  • Neglect
    (lat. neglectio = Vernachlässigung)
    Besonders bei rechtshemisphärischen (die rechte Hirnhälfte betreffenden) Verletzungen tritt oft eine erhebliche Wahrnehmungsstörung auf der Gegenseite auf, d.h. der Patient nimmt die linke Körper- und Raumhälfte nicht oder nur eingeschränkt wahr. Ebenso ist ihm auch eine ggf. vorhandene Lähmung oder Gefühlsstörung nicht bewusst. Bittet man den Patienten z.B. den rechten Arm zu heben, so macht er dies prompt. Soll er den linken Arm heben, hebt er ebenfalls den rechten, ist jedoch überzeugt, den linken Arm gehoben zu haben. Der Neglect kann soweit gehen, dass der Patient angsterfüllt das Pflegepersonal bittet, „den toten Arm dort“ aus seinem Bett zu nehmen. Dabei starrt er auf seinen linken Arm, den er als nicht zu seinem Körper gehörig erlebt.
    Vorkommen in ca. 40% bei Rechtshirnschädigung und ca. 5% bei Linkshirnschädigung, weist auf eine Parietallappenläsion ( Scheitellappenverletzung) hin.
    Bei einem Neglect stimulieren die Pflegenden so früh wie möglich die vom Patienten nicht oder nur wenig wahrgenommene Körperseite, indem sie ihn z.B. immer von dieser Seite ansprechen.

 

  • Neologismen
    Wortneuschöpfungen. Gehören zu den formalen Denkstörungen.
    Manchmal werden durch Verknüpfung von Begriffen ganz neue Wörter gebildet.
    Ein Patient ist z.B. mit seinen Turnschuhen gelaufen und erzählt später, er habe „gelaufsohlt“.

M

 

 

  • Mbunt
  • MRT = Magnetresonanz-Tomographie = Kernspintomographie
    Hier werden Schnittbilder erzeugt. Das Prinzip ist das gleiche wie bei der Computertomographie (siehe unter C im Lexikon).
    Es werden aber keine Röntgenstrahlen verwendet. Sondern es wird ausgewertet, wie sich das Gehirn in einem starken Magnetfeld verhält.
    Ein Magnetfeld richtet die Wasserstoffkerne des Gewebes in eine Richtung aus. Ein kurzer Hochfrequenzimpuls „rüttelt“ an dieser Ausrichtung. Beim Zurückschwingen der Wasserstoffkerne in ihre ursprüngliche Position werden elektromagnetische Wellen ausgesandt, die von speziellen Sensoren (Detektor) registriert werden. Es ergibt sich ein Muster, das von einem Computer in ein sichtbares Bild verwandelt wird, vergleichbar den Schnittbildern im CT.
    Vorteil: kontrastreichere Darstellung und keine schädlichen Röntgenstrahlen.
    Nachteil: sehr teure Geräte, langes Stillliegen in enger, langer Röhre (bis 30 Minuten), klaustrophobische Reaktionen.

 

  • Mutismus
    Stummheit (bzw. Nicht-Sprechen) bei intaktem Sprachvermögen u. intakten Sprechorganen. Vork.: z. B. bei depressivem Syndrom, Autismus, akuter Schreckstarre, Negativismus od. Stupor (z. B. bei Schizophrenie).

 

  • Multisystematrophie (MSA)
    Sporadisch auftretende Erkrankung des Erwachsenenalters mit variabler Kombination von Symptomen eines
    – Parkinson-Syndroms, einer
    – Kleinhirnerkrankung, einer
    – Störung des vegetativen Nervensystems und der
    – Pyramidenbahnen.

 

  • Muskelerkrankungen
    Äußern sich meist in einer langsam fortschreitenden schlaffen Lähmung in bestimmten Muskelregionen, die aber im Gegensatz zu peripheren Nervenschädigungen proximal (in Körpermittenähe) betont ist und sich keinem Nervenversorgungsgebiet zuordnen lässt.
    Muskelerkrankungen sind die Myasthenia gravis (siehe da), die progressive Muskeldystrophie, die Polymyositis und die Myotonie.

 

  • Myasthenia gravis
    (gr. mys = Muskel, Maus, gr. asthenaia = kraftlos, schwach, lat. gravis = schwer)
    Belastungsabhängige Muskelschwäche infolge einer Störung der neuromuskulären Übertragung an der motorischen Endplatte. Häufigkeit ca. 5 – 10/100 000 Einwohner. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Manifestation zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.
    Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung mit Antikörperbildung gegen Azetylcholinrezeptoren an der postsynaptischen Membran der motorischen Endplatte. Vereinfacht ausgedrückt: die Körperabwehr richtet sich gegen die eigenen motorischen Endplatten, den Spezialsynapsen, die für die Erregungsweiterleitung vom Nerv auf den Muskel verantwortlich sind. Dadurch wird die Anzahl der freien Rezeptoren vermindert, an die das Azetylcholin zur Erregungsübertragung vom Nerv auf den Muskel binden kann.

L

Lbunt

  • Langzeitgedächtnis (=Altgedächtnis)
    Das Langzeitgedächtnis ist der Verwahrort der gesamten Information, die wir im Laufe der Jahre gespeichert haben – Information, die zuerst das Kurzzeitgedächntnis durchlaufen hat. Wenn Kurzzeitinformation in unser Langzeitgedächntnis übergeht, so sagt man, sie ist entkodiert worden. Sich an derartige Information zu erinnern, heißt abrufen. Diesen Abruf stellt man sich so vor, dass man auf das Langzeitgedächtnis zugreift und die Information herausholt.
    Die Information im Langzeitgedächntnis läßt sich als prozedural oder deklarativ klassifizieren.
    Prozedurale Erinnerungen (lat. procedere = vorrücken, fortschreiten, vor sich gehen) sind gelernte körperliche oder kognitive Fertigkeiten, die wir ausüben, ohne darüber nachzudenken, etwa mit einer Schere schneiden oder wissen, wie man eine Mathematikaufgabe löst.
    Das deklarative Gedächtnis (lat. declarator = Verkünder, Ausrufer) enthält Information, auf die das Bewußtsein unmittelbar zugreifen kann, etwa Namen, Daten und andere gelernte Tatsachen. Das deklarative Gedächtnis ist bei den meisten organischen Störungen weitaus stärker beeinträchtigt als das prozedurale.
    Störungen des Langzeitgedächtnis: Der Betroffene kann sich an Ereignisse, die Monate bis Jahre zurückliegen, nicht mehr erinnern.

K

Kbunt

  • Kanner, Leo
    Erstbeschreiber des frühkindlichen Autismus in den 1940iger Jahren. Nach ihm wurde dieser Autismus „Kanner-Syndrom“ benannt.

 

  • Kanner-Syndrom
    Siehe „Autismus, frühkindlicher“.

 

  • Katatonie
    Psychisches Krankheitsbild, das vorwiegend durch Störungen der Willkürbewegungen gekennzeichnet ist.
    Zur Katatonie gehören z.B.
    – motorische Erstarrung (Stupor)
    – bizarre Haltungen
    – Automatismen
    – Grimassieren
    – Bewegungsstürme.
    – hochgradige Erregungszustände.
    Dabei nehmen die Patienten alles wahr. Sie können sich aber nicht am Geschehen beteiligen.
    Es kann auch sein, daß totale Bewegungslosigkeit (Stupor) relativ rasch in einen hochgradigen Erregungszustand überwechselt und umgekehrt. Diese Zustände gehen meist mit starker innerer Anspannung einher.
    Vorkommen:
    – hauptsächlich bei Schizophrenie
    – doch auch bei Infektionen ( Typhus, Paratyphus, Tuberkulose u.a., wenn das Gehirn betroffen ist)
    – bei Hirntumoren sowie
    – endogener Depression (hier Stupor)

 

  • Katatonie, perniziöse
    Ist ein sehr seltener, aber lebensbedrohlicher Zustand. Er geht mit akuter Erregung, sehr hohem Fieber, Kreislaufstörungen und Herzjagen sowie völligem Fehlen jeglicher Motorik einher. Perniziöse Katatonie kann nur intensivmedizinisch behandelt werden.
    Vorkommen:
    – innerhalb einer Katatonie bei Schizophrenen

 

  • Kernspintomographie (KST) = Magnetresonanztomographie (MRT oder MR) = Nuclearmagnetresonanztomographie (NMR)
    Leistungsstarkes bildgebendes Verfahren zur schichtweisen Darstellung des Körpers unter Verwendung eines Magnetfeldes anstelle von Röntgenstrahlen.

 

  • kindlicher Autismus
    Siehe „Asperger-Syndrom“.

 

  • Kipphard, Ernst
    Begründer der Psychomotorik-Bewegung, die sich die Förderung von Sinneserfahrungen zum Konzept gemacht hat.
    Ein Leistungstest ( und zwar ein Entwicklungstest) nach Kipphard: KTK = Körperkoordinationstest für Kinder.
    Literatur: Kipphard E., Wie weit ist mein Kind entwickelt.

 

  • Koma
    Schwerste Form der quantitativen Bewusstseinsstörung mit tiefer Bewusstlosigkeit. Der Patient kann auch bei Anwendung starker Schmerzreize nicht erweckt werden. Er reagiert allenfalls mit unkoordinierten Abwehrbewegungen.
    Das Koma, gleich welcher Ursache, ist immer ein ernster, oft lebensbedrohlicher Zustand. Entscheidend für den klinischen Verlauf eines mit Koma einhergehenden Krankheitsprozesses ist die Beurteilung der Komatiefe und die Einschätzung der Entwicklungsrichtung des Koma (üblich ist die Einschätzung durch die sog. Glasgow Coma Scale).
    Ursachen:
    – organische Hirnerkrankungen (z.B. Schädel-Hirn-Traumen, Schlaganfälle…)
    – schwere Stoffwechselstörungen (Coma basedowicum, diabeticum, hepaticum, hypoglycaemicum, uraemicum)
    – präfinales Stadium (Stadium vor dem Tod) schwerer Allgemeinerkrankungen.

J

Jbunt

  • Jackson-Anfälle
    Benannt nach dem britischen Neurologen und Augenarzt John Hughlins Jackson (1834-1911).
    Spezielle epileptische Anfälle, und zwar fokale Anfälle (lat. focus = Feuerstätte, Herd). Es sind motorische oder sensible Anfälle. Dabei treten motorische Entäußerungen (z.B. Zuckungen) und Taubheitsgefühl oder Missempfindungen (Parästhesien) ohne Bewusstseinsstörung auf. Sie beginnen je nach betroffenem Gehirnbezirk in einer bestimmten Körperregion und breiten sich dann – bei erhaltenem Bewusstsein – von distal nach proximal (von Außen nach Innen) aus. So können sie z.B. von den Fingern, über die Hand auf den Arm übergreifen. Nicht selten ist anschließend eine vorübergehende Lähmung der betroffenen Extremität zu beobachten. Den Anfällen liegt eine Schädigung der sensiblen und motorischen Rindenfelder zu Grunde.