1.2.2. Qualitative Bewusstseinsstörungen

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1.2.Psychopathologischer Befund Bewusstsein
„Teile“ der Psyche, die bei einem psychopathologischen Befund beschrieben werden
1.2.2.Qualitative BWStörungen
Auffälligkeiten des Bewusstseins

Qualitative Bewusstseinsstörungen sind schwieriger zu verstehen als die quantitativen. Sie sind komplexer und vielseitiger. Die Bewusstseinsinhalte sind verändert. Dazu kommen auch häufig quantitative Bewusstseinsstörungen.

Bewusstseinsverschiebung (Bewusstseinssteigerung bzw -erweiterung)

Die Wahrnehmung erscheint lebhafter und man nimmt ganz andere Dinge als sonst wahr. Der Mensch erscheint ekstatisch („entrückt“), schildert umfassende Erkenntnisse und Einsichten.

Vorkommen:

  • Unter halluzinogenen Drogen oder Psychostimulantien
  • Evt. in einer Manie und
  • Zu Beginn einer Schizophrenie

 

Bewusstseinseinengung

Vorkommen:

  • Diese kennen viele „normale“ Menschen, wenn sie sehr stark konzentriert sind und ihre Aufmerksamkeit sehr eingeengt ist. Sie nehmen dann nur bestimmte, für sie interessante, Dinge wahr. Alles andere wird ausgeblendet.
  • Und beim autogenen Training wird dies ganz bewusst trainiert.
  • Oder in therapeutischer Hypnose bewusst hervorgerufen.
  • Dämmerzustände sind pathologische
    • Bewusstseinseinengungen, die oft  plötzlich eintreten und ebenso abrupt aufhören.
    • Charakteristisch ist eine starke Einengung auf ein bestimmtes inneres Erlebniselement oder einen entsprechenden Erlebnisbereich und eine nachfolgende Erinnerungslosigkeit (Amnesie).
    • Das Verhalten kann formal geordnet sein (geordneter Dämmerzustand). Die Umwelt bekommt davon oft gar nichts mit.
    • Oder das Verhalten ist schwerwiegend gestört bis hin zu einem plötzlich einsetzenden Erregungszustand gegenüber der Umwelt und dem eigenen Körper mit Fremd- und Selbstbeschädigungen (ungeordneter Dämmerzustand).
  • Auch Schlafwandeln gilt als Dämmerzustand. Ich würde es aber nicht als krankhaft bezeichnen.

 

Delirium tremens

Wird oft in Psychiatriebüchern als eigenständiges Krankheitsbild abgehandelt, weniger unter qualitativen Bewusstseinsstörungen aufgeführt. In diesem Zusammenhang wird dann dieser Zustand als Verwirrtheit und Bewusstseinseintrübung bezeichnet.

Symptome:

  • Mangelnde Klarheit des Erlebens
  • Gesteigerte psychomotorische Aktivität
  • Teilweise oder vollständige Desorientierung
  • Unzusammenhängendes Denken
  • Illusionäre Verkennungen und Halluzinationen
    • Oft sind optische Halluzinationen suggerierbar (dem Patienten „einzureden“).
  • Häufig vegetative Begleiterscheinungen
    • Schwitzen
    • Tachycardie
    • Zittern
    • Temperaturerhöhung
    • Austrocknung….
  • Delirien entstehen nicht plötzlich – wie beim Dämmerzustand – , sondern haben ein leichtes Anfangsstadium, was allmählich immer schlimmer wird.
  • Auch hier besteht hinterher eine Amnesie, wobei oft „Erinnnerungsinseln“ übrig bleiben.

Vorkommen:

  • Alkoholentzug bei Alkoholismus
  • Medikamentenentzug bei körperlich abhängig machenden Medikamenten
  • Komplikationen bei verschiedensten Medikamenten wie Atropin, Antiparkinsonmitteln, Antidepressiva…
  • Fliegenpilzvergiftung
  • Stoffwechselentgleisungen
  • Als akute organische Psychose bei alten Menschen mit cerebralen Durchblutungsstörungen, Flüssigkeitsmangel und Fieber.

 

Oneiroides Bewusstsein

Symptome:

  • Traumhafte Veränderung des Erlebens
  • Erhaltene Wachheit
  • Formal geordnetes Denken
  • Sinnvolles geordnetes Handeln.
  • Es ist ein Zustand, der vom Betroffenen nach Abklingen als „wie im Traum“, „so unwirklich“ bezeichnet wird, obgleich volle Erinnerung besteht.

Vorkommen:

  • Exogene und endogene psychotische Zustände
  • Epilepsie
  • Zerebrale Durchblutungsstörungen
  • Fieber.

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1.2.1. Quantitative Bewusstseinsstörungen

1.2.Psychopathologischer Befund Bewusstsein
„Teile“ der Psyche, die bei einem psychopathologischen Befund beschrieben werden
1.2.Quantitative BWS störungen
Auffälligkeiten des Bewusstseins

Quantitative Bewusstseinsstörungen werden auch als Vigilanzstörungen oder Veränderung der Wachheit bezeichnet.

Da die Ursachen fast immer hirnorganische Störungen diverser Art sind, kommt es hier zu einer Überschneidung von Psychiatrie und Neurologie.

Benommenheit

Leichte Minderung der Wachheit, die sich oft nur in einer leichten Verlangsamung des Denkablaufes und einer etwas erschwerten Auffassung äußert.

Somnolenz

Schwere Benommenheit.

Symptome:

  • Herabsetzung der Aufmerksamkeit
  • Erschwerung der Auffassung
  • Erschwerung der Orientierung in Raum und Zeit
  • Verlangsamung der Denkvorgänge
  • Schwerbesinnlichkeit.

Die Somnolenz hinterlässt nach Abklingen eine weitgehende, aber meist nicht vollständige Erinnerungslücke (Amnesie).

Vorkommen:

  • Bei akuten exogenen Psychosen (z.B. Vergiftungen, leichtes Schädel-Hirn-Trauma, vorübergehende cerebrale Durchblutungsstörungen…)

Sopor

Schlafartiger Zustand, aus dem der Patient nur durch stärkere Reize partiell und vorübergehend, jedoch nur bis zum Stadium der Benommenheit „erweckbar“ ist.

Koma

Schwerste Form der quantitativen Bewusstseinsstörung mit tiefer Bewusstlosigkeit. Der Patient kann auch bei Anwendung starker Schmerzreize nicht erweckt werden. Er reagiert höchstens mit unkoordinierten Abwehrbewegungen.

Das Koma ist immer ein ernster, oft lebensbedrohlicher Zustand.

Ursachen:

  • Organische Hirnerkrankungen (z.B. Schädel-Hirn-Traumen, Schlaganfälle…)
  • Schwere Stoffwechselstörungen
    • extreme Überfunktion der Schilddrüse
    • diabetisches Koma durch extreme Überzuckerung
    • Koma durch Leberversagen
    • extreme Unterzuckerung oder durch Nierenversagen
  • Präfinales Stadium (Stadium vor dem Tod) schwerer Allgemeinerkrankungen.

 

Sonderfall

Wachkoma (= apallisches Syndrom = Coma vigile)

  • Der Patient erscheint, obwohl stumm und reglos, wach: Der Blick starrt geradeaus oder wandert umher, fixiert nicht.
  • Weder verbal noch außersprachlich (Anfassen, Vorhalten von Gegenständen) ist eine Reaktion zu erzielen.
  • Auch die reflektorischen Flucht- und Abwehrbewegungen können fehlen.
  • Verharren in Zufallsstellungen (Fehlen der Korrekturbewegung).
  • Vegetative Elementarfunktionen (Herzrhythmus, Atmung, Schlaf-Wach-Wechsel) erhalten.

Das Syndrom ist abzugrenzen gegenüber dem Koma und gegenüber dem katatonen Stupor. Dazu ist außer dem psychopathologischen und neurologischen Befund das EEG wichtig.

Vorkommen:

  • Schwerste Schädigung und Funktionsausfall des Großhirnmantels (Pallidum) z.B. durch Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung, Enzephalitis…

 

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1.2. Bewusstsein

1.2.Psychopathologischer Befund Bewusstsein
„Teile“ der Psyche, die bei einem psychopathologischen Befund beschrieben werden

Es gibt viele Definitionen vom Bewusstsein. Da in allen der jeweilige philosophische oder weltanschauliche Standpunkt zum Ausdruck gebracht wird, gibt es keine allgemeingültige Begriffserklärung.

In der traditionellen Psychiatrie bedeutet es einen eigentümlichen Grad von Helligkeit, Klarheit, Fülle, Beweglichkeit, Ablauftempo und Rangordnung des inneren Erlebens und der psychischen Funktionen.

Eine kurze und knappe Beschreibung ist folgende (aus Vieten et al.):

Bewusstsein ist die Gesamtheit aller psychischen Vorgänge (Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen), verbunden mit dem Wissen um das eigene „Ich“ und die Subjektivität dieser Vorgänge.

Unterschieden werden vor allem

Veränderungen der Bewusstseinshelligkeit = quantitative Bewusstseinsstörungen

und

Veränderung der Bewusstseinsinhalte = qualitative Bewusstseinsstörungen.

Die Einschätzung erfolgt auf Grund der Beobachtung des gesamten Verhaltens eines Menschen.

1.2.Bewusstsein
Auffälligkeiten des Bewusstseins

 

Punkt Weiter mit 1.2.1. Quantitative Bewusstseinsstörungen

1.1. Affektivität

1.1. Affektivität
„Teile“ der Psyche, die bei einem psychopathologischen Befund beschrieben werden
1.1.Affektivität
Auffälligkeiten in der Affektivität

Affektivität

(lat. affectus = Gemütsstimmung, Empfindung, Leidenschaft)

ist die Gesamtheit der Gefühlsregungen und Stimmungen.

Stimmung

ist im Unterschied zum Affekt ein längerdauernder Gefühlszustand.
Typische Stimmungen:
– Traurigkeit
– Fröhlichkeit
– Gereiztheit

Depressive Stimmung

Gedrückte , pessimistische, hoffnungslose, niedergeschlagene, verzagte Stimmungslage, die die Traurigkeit weit übersteigt. Dazu kommt häufig Antriebsminderung , Angst, Selbsttötungsneigung und vermindertem Selbstwertgefühl. Die Affekte dazu drücken häufig keine Traurigkeit aus (z.B. mit Weinen oder kummervollem Gesichtsausdruck),  sondern sie wirken sehr erstarrt, so als ob eine „Gefühlslosigkeit“ in diesem Menschen herrscht.

Vorkommen:

– endogene Depressionen
– reaktive und neurotische Depressionen
– exogene Depressionen durch Gehirnerkrankungen

Euphorische Stimmung

Extrem heitere Stimmung mit Sorglosigkeit, Optimismus, subjektivem Wohlbefinden und gesteigertem Selbstwertgefühl.

Vorkommen:

– endogene Manie im Rahmen einer manisch-depressiven Krankheit (affektive Psychose)
– exogene Manie durch Gehirnerkrankungen oder durch Psychostimulantien u.ä. .

Gereizte Stimmung

Auf kleine und kleinste Zurücksetzungen oder Fehlschläge wird mit stärkerer Verstimmung, Freudlosigkeit und mühsam beherrschter Wut reagiert.

Vorkommen:

– bei Persönlichkeitsstörungen (als extreme Persönlichkeitseigenschaft)
– besonders aber bei manchen organischen Hirnerkrankungen, z.B. nach Hirnverletzungen und ab und an bei Epilepsie.

Affekte

Hier sind in der Psychiatrie sämtliche Gemütsäußerungen gemeint (z.B. Weinen, Lachen), verbunden mit körperlich-vegetativen Begleiterscheinungen (z.B. bestimmte Mimik, Schwitzen …).

Affektstörungen

Affektlabilität

Die Gefühle und Gefühlsäußerungen wechseln rasch, sobald ein bestimmter kleinerer Außenreiz kommt. Zum Beispiel: kleine Rührszene im Fernsehen –> sofortiges Losschluchzen.

Vorkommen:

– bei hirnorganischen Schäden (organisches Psychosyndrom, siehe dort im Lexikon)
– habituell (lateinisch = gewohnheitsmäßig) bei psycholabilen Menschen (Jemand ist „nahe am Wasser gebaut.“)
– bei körperlicher und seelischer Erschöpfung (bei sonst unauffälligen Persönlichkeiten), evt. beim prämenstruellen Syndrom
– bei emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen vom impulsiven Typus (Borderline Persönlichkeitsstörung), bei denen eine besondere Labilität in Richtung Explosivität und Aggressivität besteht
– bei Kindern
– bei manisch-depressiven Mischzuständen

Affektinkontinenz

Eine Steigerung der Affektlabilität. Die Anlässe, die Gemütsäußerungen hervorrufen können, sind hier noch geringfügiger. Oft ist gar kein Anlass zu finden. Es entstehen ganz rasch intensive emotionale Reaktionen (überschießendes Lachen oder Weinen), die eine übermäßige Stärke haben und nicht beherrscht werden können. Die emotionalen Äußerungen klingen meist rasch wieder ab.

Beispiel:

Ein dementer Mensch, den man nach seinem Namen fragt, fängt bitterlich an zu weinen.

Vorkommen:
– bei hirnorganischen Schäden (organisches Psychosyndrom).

Affektinkontinenz ist zu unterscheiden vom sog. pathologischen Lachen und Weinen, ältere Bezeichnung Zwangslachen und Zwangsweinen.

Inadäquate Affekte

„Unangemessene“ Gefühlsäußerungen. Sie werden auch als paradoxe Affekte bezeichnet. Hier passen die Gefühlsäußerungen eines Menschen nicht mit seinen Gedankeninhalten oder seiner Stimmmung oder einer bestimmten Situation zusammen.

Man sagt dazu auch Parathymie.

Z.B. ganz traurige Erlebnisse können munter lächelnd erzählt werden.
Hier bleibt für den Untersucher aber häufig offen, ob es sich wirklich um eine Inadäquatheit der Gefühle – am Beispiel, der Erzähler empfindet bei der Schilderung des ganz traurigen Erlebnisses gar keine Traurigkeit, im Gegenteil – oder um eine Inadäquatheit der Gefühlsäußerungen (=Paramimie) – am Beispiel, der Erzähler empfindet die Traurigkeit beim Erzählen, nach außen zeigt die Mimik aber das Gegenteil – handelt.

Affektverflachung

Wird manchmal auch etwas unschön als Abstumpfung, Affektlahmheit, Affektstarre oder Affektverödung bezeichnet.
Der Betroffene verliert das Mitempfinden, die emotionale Schwingungsfähigkeit (Spannbreite der Gefühle) verringert sich. Es lassen sich Gefühlsäußerungen nur schwer auslösen. Im Extremfall wirken Betroffene nach außen teilnahmelos und gefühlsleer. Hier scheint ein Leidensdruck zu fehlen.

Affektsperre

Unfähigkeit, Gefühle durch Affekte mitzuteilen. Die vorhandenen Gefühle lassen sich nicht an Mimik, Gesichtsausdruck, Gestik ablesen. Die Menschen wirken undurchsichtig.

Abschwächung aller Gefühle (Gefühlsverarmung)

Oft schmerzlich empfundene Gefühlsverarmung bis hin zu einem Gefühl der Empfindungslosigkeit. Die Patienten haben das Gefühl, nichts mehr empfinden zu können und innen leer zu sein.
Zum Beispiel sagt ein junger Mann mit Schizophrenie zu seinem Vater; „Ich wollte, ich könnte aufwachen und mich ganz mies fühlen – das wäre besser, als gar nichts fühlen.“

Ambivalenz

Wird meistens in der Literatur zu den Affektstörungen gezählt. Ich habe sie aber unter dem Extrapunkt Ambivalenz gesondert genannt und beschrieben.

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1. Einführung Psychiatrie – Psychopathologischer Befund

Der psychopathologische Befund ist die Beschreibung von psychischen Auffälligkeiten eines Menschen. Diese Auffälligkeiten sollten möglichst einfach und verständlich beschrieben werden. Der psychopathologische Befund ist für die Diagnosefindung sehr wichtig.

Wenn Sie den psychischen Zustand eines Menschen beschreiben möchten, sollten Sie auf ganz bestimmte „Teile“ der Psyche achten – z.B. auf das Bewusstsein, auf die Orientierung, auf die Stimmung u.s.w.

Ich habe die Begriffe alphabetisch geordnet.

In der Praxis beginnt man meist mit der Einschätzung des Bewusstseins, der Orientierung, der Psychomotorik und des äußeren Erscheinungsbildes. Die Reihenfolge kann aber auch beliebig anders gewählt werden.

Hier eine Übersicht.

Psychopathologischer Befund
„Teile“ der Psyche, die bei einem psychopathologischen Befund beschrieben werden

Punkt 1.1. Affektivität

Punkt 1.2. Bewusstsein

Punkt 1.3. Denken, formales

Punkt 1.4. Denken, inhaltliches

Punkt 1.5. Gedächtnis

Punkt 1.6. Ich-Erleben

Punkt 1.7. Wahrnehmung

Punkt 1.8. Orientierung, Psychomotorik, Suizidalität

 

ARBEITSBLATT: Zeichnung „Muskeleigenreflexe und Reflexbogen“ mit Lückentext

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Stifte
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MerBildLücke
Zeichnung: Elke Zagadzki

Aufgabe

Ergänzen Sie die Lücken mit Hilfe des entsprechenden Fließtextes und der entsprechenden Zeichnung (oder der Unterrichtsvorgaben).

Punkt Weiter mit EPILEPSIE

 

ARBEITSBLATT: Muskeleigenreflexe (MER) und Reflexbogen

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Um einen sicheren Stand, eine sichere Koordination und schnelles Reagieren zu gewährleisten, wurden bei der „Erschaffung“ des Menschen die ______________ „erfunden“.

So auch die Muskeleigenreflexe. Ein Muskel wird gereizt, der _________ Muskel reagiert schnell, ohne dass der lange Weg über das Gehirn genommen werden muss. Es ist also eine ____________________ Bewegung.

Diese Reflexe funktionieren an _______ quergestreiften Muskeln. Besonders gut lässt sich aber der Patellarsehnenreflex (=___________________________) „vorführen“.

 

Die Sehne des großen Oberschenkelmuskels (ist für die ____________________ des Beines im Kniegelenk zuständig) geht über die Kniescheibe zum Unterschenkel. Ein Hämmerchen klopft die Sehne an. Rezeptoren in der Sehne werden gereizt. _________________ (aufsteigende =________________) Nervenfasern leiten diese Erregung weiter zum entsprechenden _________________________ in das Hinter________.

 

Das Ende der Nervenfaser hat eine direkte Verbindung (_____________) zu dem 2. ________________(2. Nervenzelle) im ________________des Rückenmarks. Die Erregung __________von der afferenten Nervenfaser auf das 2. Motoneuron über. Die Erregung läuft über eine _____________(= absteigende =_______________) Nervenfaser aus dem Rückenmark heraus zu dem Oberschenkelmuskel. Die Erregung endet an der motorischen______________. Der Muskel wird erregt und zieht sich zusammen. Er______________. Damit wird er kürzer und der Unterschenkel schnellt vor.

Damit dieser MER nicht ____________im Leben bei den kleinsten Reizen ausgelöst wird – wir würden dann ständig verkrampfen – , gibt es zum Glück die_________________.

Diese beginnt in der motorischen ______________ im Gehirn mit dem Nervenzellkörper des __________________(=1. Nervenzelle, die für die Bewegung zuständig ist). Diese hat einen langen absteigenden Neuriten (= lange _______________ Nervenfaser). Dieser endet in dem entsprechenden ____________________ im Hinterhorn.
In der Pyramidenbahn laufen Fasern mit, die den Reflexbogen____________, sodass dieser nicht ständig abläuft, sondern nur bei einer _____________Reizung. Diese Hemmung funktioniert, weil es eine Verbindung zum 1. Motoneuron gibt.

So hat also die Pyramidenbahn eine Doppelfunktion:
1. die Weiterleitung der _____________________________________ (ist hier bei den MER nicht von Bedeutung) und
2. die Hemmung des ________________________ und damit der MER.

Bei Gehirnerkrankungen(z.B. Schlaganfall oder Infantiler Cerebralparese ICP) ist die Pyramidenbahn oft__________________. Damit fällt die _________________ des Reflexbogens weg. Der Reflexbogen läuft ständig ab. Somit kontrahiert der entsprechende Muskel ständig und ist ständig verkrampft. Er ist_____________. Die Lähmung kommt zusätzlich hinzu, da die _______________________ durch die Schädigung der Pyramidenbahn auch gestört ist. Die Menschen haben also eine_____________________________.

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Aufgabe

Setzen Sie folgende Begriffe in die Lücken:

stärkeren /Unwillkürliche/ Reflexbogens/ spastische Lähmung /hemmen /sensible /Pyramidenbahn / efferente / willentlichen Bewegungsimpulse /springt/ Hemmung/ Willkürmotorik/ Kniescheibensehnenreflex / Reflexe/ kontrahiert/ Streckung/ geschädigt / Afferente /Rückenmarksabschnitt / 1. Motoneurons /Vorderhorn/ ständig / Motoneuron/ motorische/ Rückenmarksabschnitt/ allen / spastisch/ gleiche/ Endplatte/ horn/ efferente/Synapse/ Hirnrinde

 

(Die Lösung finden Sie in dem Fließtext „Muskeleigenreflexe MER und Reflexbogen“.)

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Hier noch einmal der Lückentext „Muskeleigenreflexe MER und Reflexbogen“ als doc-Datei zum Ausdrucken: Lückentext Reflexbogen und MER

 

 

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Punkt Weiter mit …

1.6.1. Muskeleigenreflexe (MER) und Reflexbogen

1.6.NeuroAnatomiePhysiologie Reflexe

1.6.1. Reflexbogen und Muskeleigenreflexe (MER)

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Zeichnung: Pixabay

Um einen sicheren Stand, eine sichere Koordination und schnelles Reagieren zu gewährleisten, wurden bei der „Erschaffung“ des Menschen die Reflexe „erfunden“.

So auch die Muskeleigenreflexe. Ein Muskel wird gereizt, der gleiche Muskel reagiert schnell, ohne dass der lange Weg über das Gehirn genommen werden muss. Es ist also eine unwillkürliche Bewegung.
Die Reflexe funktionieren an allen quergestreiften Muskeln. Besonders gut lässt sich aber der Patellarsehnenreflex (= Kniescheibensehnenreflex) „vorführen“.

Die Sehne des großen Oberschenkelmuskels (ist für die Streckung des Beines im Kniegelenk zuständig) geht über die Kniescheibe zum Unterschenkel. Ein Hämmerchen klopft die Sehne an. Rezeptoren in der Sehne werden gereizt. Afferente (aufsteigende = sensible) Nervenfasern leiten diese Erregung weiter zum entsprechenden Rückenmarksabschnitt in das Hinterhorn. Das Ende der Nervenfaser hat eine direkte Verbindung (Synapse) zu dem 2. Motoneuron (2. Nervenzelle) im Vorderhorn des Rückenmarks. Die Erregung springt von der afferenten Nervenfaser auf das 2. Motoneuron über. Die Erregung läuft über eine efferente (= absteigende = motorische) Nervenfaser aus dem Rückenmark heraus zu dem Oberschenkelmuskel. Die Erregung endet an der motorischen Endplatte. Der Muskel wird erregt und zieht sich zusammen. Er kontrahiert. Damit wird er kürzer und der Unterschenkel schnellt vor.

Damit dieser MER nicht ständig im Leben bei den kleinsten Reizen ausgelöst wird – wir würden dann ständig verkrampfen – , gibt es zum Glück die Pyramidenbahn. Diese beginnt in der motorischen Hirnrinde im Gehirn mit dem Nervenzellkörper des 1. Motoneurons (= 1. Nervenzelle, die für die Bewegung zuständig ist). Diese hat einen langen absteigenden Neuriten (= lange efferente Nervenfaser). Dieser endet in dem entsprechenden Rückenmarksabschnitt im Hinterhorn.

In der Pyramidenbahn laufen Fasern mit, die den Reflexbogen hemmen, sodass dieser nicht ständig abläuft.
Die Hemmung funktioniert, weil es eine Verbindung zum 1. Motoneuron gibt.

So hat also die Pyramidenbahn eine Doppelfunktion:
1. die Weiterleitung der willentlichen Bewegungsimpulse (ist hier bei den MER nicht von Bedeutung) und
2. die Hemmung des Reflexbogens und damit der MER.

Bei Gehirnerkrankungen(z.B. Schlaganfall oder Infantiler Cerebralparese ICP) ist die Pyramidenbahn oft geschädigt. Damit fällt die Hemmung des Reflexbogens weg. Der Reflexbogen läuft ständig ab. Somit kontrahiert der entsprechende Muskel ständig und ist ständig verkrampft. Er ist spastisch. Die Lähmung kommt zusätzlich hinzu, da die Willkürmotorik durch die Schädigung der Pyramidenbahn auch gestört ist. Die Menschen haben also eine spastische Lähmung.

 

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Hier der Fließtext zum Ausdrucken als Doc-Datei: Reflexbogen und MER

 

 

 

Hier eine bildliche Darstellung des Muskeleigenreflexes:

MerBild

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